Thomas hat versucht mich zu erreichen, morgens, ich bin auf Arbeit und im Stress und kann nicht dran gehen. Ungewöhnlich, daß er versucht mich schon morgen anzurufen, weiß er doch das ich meist in Meetings hänge oder anderweitig oft Stress habe. Doch zwischen zwei Meetings konnte ich Thomas doch erreichen und was ich schon fast befürchtet hatte: Mein Reisepartner muss abbrechen, heftige Herz - und Kreislaufprobleme haben Ihn dazu gezwungen. Gesundheit geht vor und wenn die Ärztin des Vertrauens zum Abbruch rät sollte man dem Rat folgen. Also fliegt er zurück nach Deutschland um sich dort gründlich durchchecken zu lassen. Letztlich ging alles Gut aus, doch es hätte bei ignorieren auch schlimmer ausgehen können. Letztes Jahr haben wir auf Camino viele Kreuze gesehen, ich gestehe es ist ein vielleicht schöner Wunschgedanke zu streben wo man sich wohlfühlt, auf deinem Weg, Dein Weg zu Dir und der Dich vielleicht näher zu Gott führt. Doch wir sind uns einig wirhaben nochviel zuviel vor, und haben viel zu viele schöne Gründe das uns geschenkte Leben zu geniessen.
Ich brauche jetzt ein neuer Plan. Wir wollten gemeinsam die Via de la Plata laufen und zusammen in Santiago einlaufen, alleine will ich das nicht.
Ich überlege alles hinzuschmeißen und die Flüge zu stornieren. Und dann kommt mir Wort von Thomas von letzen Jahr in Sinn als wir uns über andere Wege diskutierten: „Den Primitivo,
kannste alleine gehen, der ist mir als Nordeutscher viel zu bergig.“ Da gleiche sagte auch meine Frau die ja ebenfalls aus dem nordeutschen Flachland kommt. Da ist die Lösung, der Camino
Primitivo mit seinen vielen Steigungen, denn als Schwarzwälder bin ich ja Kummer, äh Berge, gewohnt.
Der Via de la Plata ist jetzt aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Irgendwann wollen Thomas und ich uns dann ab Salamanca auf die Reise
machen.
Und ich habe seit heute ein Pilgerausweises mit Startort Gijon.